Zu den bekanntesten Trendfolge-Indikatoren zählen zweifellos gleitende Durchschnitte (engl. Moving Averages), die sich aus dem Durchschnittskurs einer bestimmten zurückliegenden Zeitperiode errechnen und direkt im Chart als Linie angezeigt werden. Man kann gleitende Durchschnitte auch als kontinuierlich berechnete arithmetische Mittelwerte bezeichnen. Populär sind 5, 10, 20, 50 und 200 Perioden. Gleitende Durchschnitte sind praktisch eine Glättung der Schlusskurse eines Liniencharts. Als trendfolgender Indikator zeigt dieser die Trendrichtung an, signalisiert aber auch das Ende bzw. die Umkehr eines Trends. Des Weiteren liefert der gleitende Durchschnitt Kauf- und Verkaufssignale und ist somit ein geeignetes Tool für den Trendfolge-Trader aber auch für den Mean-Reversion-Trader.
Bei den gleitenden Durchschnitten ist eine ganze Reihe von Varianten bekannt, wie der einfache gleitende Durchschnitt (SMA) und der exponentiell geglättete gleitende Durchschnitt (EMA).
SMA: Der einfache gleitende Durchschnitt (engl. Simple Moving Average) berechnet den Durchschnittskurs einer festgelegten Anzahl Perioden von zurückliegenden Schlusskursen.
EMA: Der exponentiell geglättete gleitende Durchschnitt (engl. Exponential Moving Average) gewichtet die vergangenen Perioden anhand einer Exponentialverteilung. Auch hier erhalten die jüngeren Perioden eine höhere Gewichtung als länger zurückliegende Perioden, weshalb ich diesen in der Regel bevorzuge.
In meinen folgenden Ausführungen verwende ich das Kürzel MA, da diese sowohl für den SMA wie auch für den EMA zutreffen. Es bleibt dir überlassen, für welche Variante du dich ich in deinen Charts entscheidest.
Moving Averages mit 5 Perioden
Der MA(5) reagiert wie ein Momentum-Indikator und liefert Einstiegssignale für Long- und Short-Trades, wenn der Kurs den MA(5) bricht. Der MA(5) dient insbesondere zur Erfassung von starker Dynamik in Verbindung mit einer starken bullischen (bzw. bärischen) Kerze bei einem Durchbruch eines wichtigen langfristigen gleitenden Durchschnitts oder einer Handelsspanne. Als eigenständiger Indikator ist der MA(5) weniger geeignet, kann jedoch in Verbindung mit anderen Indikatoren wie z.B. dem RSI verwendet werden, den ich später bei den Momentum-Indikatoren vorstelle.
Moving Averages mit 10 Perioden
Der MA(10) ist ein schneller gleitender Durchschnitt, der uns die kurzfristigen Trends zeigt. Er ist besonders in Kombination mit dem RSI ein nützliches Werkzeug. So liefert der MA(10) die Einstiegssignale beim Kreuzen der Kurse sofern der RSI keinen überkauften bzw. überverkauften Markt anzeigt.
Moving Averages mit 20 Perioden
Der MA(20) markiert den mittelfristigen Trend in einem Markt. Er gibt den Trades mehr Bewegungsraum ohne vorzeitig wegen kurzfristiger Preisschwankungen ausgestoppt zu werden. Der MA(20) filtert den größten Teil des Intraday-Rauschens heraus und kann deshalb als übergeordneter Filter für kurzfristige Handelssysteme (Daytrading) verwendet werden. Darüber hinaus wird der MA(20) gerne eingesetzt, um Abweichungen vom Kursmittelwert zu erkennen. Steigen Kurse deutlich über diesen gleitenden Durchschnitt in den überkauften Bereich, deutet dies darauf hin, dass die Preise voraussichtlich wieder auf den Mittelwert zurückfallen werden. Ebenso deuten Kurse, die unter den gleitenden Durchschnitt auf ein überverkauftes Niveau fallen, auf eine mögliche Erholung auf den Durchschnittspreis hin.
Moving Averages mit 50 Perioden
Der MA(50) kann als eigenständiger Indikator für langfristige Trends dienen. Man bleibt investiert so lange der Kurs über dem MA(50) liegt, und man verkauft, wenn der Kurs darunter fällt. In einem Bullenmarkt wird der MA(50) viele Male als Unterstützung dienen, bevor er letztendlich scheitert. Unter den gleitenden Durchschnitten ist der MA(50) die wichtigste Unterstützungslinie in einem Bullenmarkt. Die Märkte erholen sich im Allgemeinen beim ersten Rückzug an diese Linie. Je häufiger die Unterstützung jedoch getestet wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie gebrochen wird und eine tiefere Korrektur auftritt.
Moving Averages mit 200 Perioden
Der MA(200) ist die ultimative Linie, die Bullenmärkte von Bärenmärkten trennt. Starke Bewegungen können auftreten, wenn diese Linie erreicht und dann in die eine oder andere Richtung gebrochen wird. Wenn Anleger nach einem langen Bärenmarkt nicht wissen, wann sie wieder investieren sollen, bietet ein Überschreiten des MA(200) eine große Chance für den Beginn des nächsten Bullenmarktes. Natürlich müssen sie bereit sein, wieder auszusteigen, wenn der Kurs erneut unter dem MA(200) schließt und sich die Dynamik nicht in einen Trend verwandelt hat. Langfristige Anleger sollten nicht unter dem MA(200) kaufen.